Einseitige Berichterstattung im Namen der Pressefreiheit
Veröffentlicht in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG Online am 5. April sowie im Print am 6. April 2016
Bereits einen Tag vor der eigentlichen Stadtratssitzung, was für seriösen Journalismus eigentlich untypisch ist, berichtet die Süddeutsche Zeitung in ihrer Print-Spätausgabe sowie Online-Ausgabe einseitig von der angeblichen Entscheidung des ehem. Sachbearbeiters David Cemnoz Kammer, seinen Job in der Stadtverwaltung zu kündigen. Schuld daran seien angeblich die städtischen Verwaltungsstrukturen.
Nachdem sich die Redaktion der Süddeutschen Zeitung leider bis heute nicht dazu bereit erklärt hat, ihre unsachliche Berichterstattung gegen unseren Kunstverein öffentlich richtig zu stellen, habe ich mich nun dazu entschlossen, diese Stellungnahme zu verfassen, für welche ich im unteren Abspann des Artikels fundierte Fakten und Hintergrundinformationen veröffentliche. Des weiteren nehme ich Bezug auf die als „Clinch“ betitelten auf Neid, Missgunst und Lügen basierenden Intrigen von David Cemnoz Kammerer gegen unseren Kunstverein sowie deren Hintergründe als Grund für dessen Kündigung.
Des weiteren wurde in diesem Artikel vor der offiziellen Anhörung der Stadträte undifferenziert und ohne jegliche Auseinandersetzung mit der Arbeit unseres Kunstvereins subtil behauptet, das die institutionelle Förderung (Definition) des Kunstvereins Positive-Propaganda e.V. ursprünglich auch die Umsetzung von Projekte beinhalten soll und der Verein nun plötzlich und ungerechtfertigt mehr Gelder verlangen würde, als ihm offiziell zustehen würden.
Auch wenn sich der Verfasser dieses Artikels, der SZ Redakteur, mit dem ich bislang noch keinen persönlichen Kontakt hatte, auf die „journalistische Freiheit“ bezieht, handelt es sich bei diesem Artikel nachweislich um eine negative Stimmungsmache gegen Positive-Propaganda e.V. , der der vorherigen Beeinflussung der Stadträte sowie der Öffentlichkeit diente.
Im Kulturausschuss äußerten sich jedoch die Stadträte sowie der Bürgermeister sachlich und detailliert über die Verwendung und den Sinn einer institutionellen Förderung von Positive-Propaganda e.V. sowie den nachweislichen und nachhaltigen Mehrwert der Arbeit unseres Kunstvereins für die Kulturlandschaft Münchens.
Siehe: Merkur Artikel vom 7. April 2016 – „Warum sich die Stadt von ihrem Graffiti-Beauftragten trennt“,
Auch wurde in der Sitzung vom Stadtrat Dr. Roth betont, dass es in Ordnung sei, wenn Positive-Propaganda für mehrere Projekte Fördermittel erhält, solange die Qualität gewährleistet bliebe. So zeigte sich der Stadtrat auch darüber verwundert, dass hierzu extra der Stadtrat befasst wurde. Da es sich schließlich nicht um ein Projekt in Höhe von 70.000,-€, sondern um eine Vielzahl von Projekten handelt, die mit diesem vergleichsweise niedrigen Förderung realisiert werden sollen, was im Übrigen auch klar aus der Beschlussvorlage des Kulturreferats zur oben genannten Stadtratssitzung hervorging.
Spannend ist auch, dass die SZ trotz ihrer negativ anmutenden Berichterstattung über Positive-Propaganda e.V. in ihrer Printausgabe das von uns zu 100% privat finanzierte Kunstwerk von BLU, sowie die vom Kulturreferat anteilig geförderte Arbeit von Shepard Fairey als Aufhänger des Artikels abbildet. Und bezeichnet dabei Shepard Faireys Gemälde zum Thema „Rohstoffe orientierter Politik und Klimawandel“ als Aufhübschung Münchens, während darunter die Abbildung einer kindisch anmutenden Wandmalerei zur Street Art gekürt und neben ein ebenfalls banales Graffiti in selber Bildgröße gezeigt wird.
Denn dies beweist einmal mehr, dass Positive-Propaganda e.V. nicht aufgrund politischer Beziehungen, sondern aufgrund innovativer Projekte und Kunstwerke mit internationaler Reichweite als Institution förderungswürdig ist.
Während renommierte nationale und internationale Medien die Arbeit unseres Kunstvereins in einer Reihe mit dem Haus der Kunst, dem Lenbachhaus sowie dem Museum Brandhorst nennen, vergleichen immer noch einige wenige in dieser Stadt öffentlich Äpfel mit Birnen in dem sie aufgrund von persönlichen Befindlichkeiten die Reichweite und das Niveau unserer Arbeit mit der von Hobby-Künstlern gleichsetzen und als ungerechtfertigte Ausgaben darstellen, anstatt sie auf Basis sachlicher Auseinandersetzung als nachhaltige Investitionen für diese Stadt zu begreifen.
So sind nun vor allem wir gespannt, nachdem auf Basis unserer langjährigen ehrenamtlichen und unterfinanzierten Vorarbeit, der lokalen Graffiti und Urban-Art Szene 110.000,-€ (!) der insgesamt 180.000,-€ zur freien Verfügung gestellt wurden, was diese nun mit dieser gewaltigen Summe in die Tat umsetzt. Zumal wir als Argument für die uns heute zur Verfügung gestellten Mittel zuvor bewiesen haben, dass wir mit einer deutlich niedrigeren Summe in den vergangenen 3 Jahren, 13 innovative Projekte und Ausstellungen in München und für die Bürger dieser Stadt und ihrer Besucher umsetzen konnten.
POSITIVE-PROPAGANDA – STREET ART IN MÜNCHEN
UND WIE EIGENTLICH ALLES BEGANN.
Es war der Sommer 1995, als ich das erste mal eine Sprühdose in die Hand nahm. Aus den Köpfhörern meines Walkman klang das Lied Basket Case der Punkrock Band Green Day und ich zog, begeistert vom Graffiti der 80er und 90er Jahre und den unzähligen legendären Bildern entlang der Stammstrecke, den ersten verwackelten Strich auf eine Wand.
Seither gelang es mir, für die Münchener Graffiti Szene und mich mehr als 10 Orte für legales Graffiti mitten in München zu schaffen. Angefangen von den Schenkerhallen an der Hackerbrücke 1998 bis zur Donnersberger Brücke im Jahr 2010, für deren Freigabe ich mich von 2005 bis 2009 aktiv gegenüber zahlreichen Behörden und der Politik stark gemacht habe.
Wofür das Ganze?
Der Dank für all die zähe und nüchterne gemeinnützige Arbeit war in der Regel nicht wie erwartet die Wertschätzung der lokalen Nutznießer, die ohne irgend ein Zutun auf einmal öffentliche Flächen gestalten konnten, sondern in erster Linie Neid und Missgunst darüber, dass ein anderer so etwas hinbekommt. Und dennoch hat es mich gefreut, dass nach Jahren des Stillstands endlich wieder was voran ging…
Aber weshalb dann all der Aufwand?
Graffiti war damals mein Türöffner, um endlich aus München heraus zu kommen und so auch einmal über den eigenen Tellerrand hinaus sehen zu können. Was mich dort draußen plötzlich erwartet hat, war Innovation, Offenheit gegenüber Neuem und vor allem jede Menge an Inspiration – Inspiration und Innovation, die ich seit dem Buch „Graffiti Art #03 Writing in München“ aus dem Jahr 1995 leider nicht mehr in dieser Stadt gefunden habe.
So habe ich dennoch bis 2010 aktiv Graffiti gemalt – in der Annahme, selbst ein wenig frischen Wind in die Stadt zu bringen, aber auch dies brachte nicht den erhofften Anstoß. Klassisches Graffiti an legalen Halls of Fames war, wie ich feststellen musste, irgendwie durch und hatte seine beste Zeit, wie es scheint, schon weit vor meiner Zeit hinter sich gelassen.
Darauf aufmerksam gemacht hat mich eines der seltenen Gespräch zwischen mir und SatOne. Er stellte mir die Frage: „Warum soll ich 30 Jahre nach „Wildstyle“ (Graffiti Film/1983) immer wieder die selben 80er Jahre Graffiti Styles sprühen?“.
Dies war keine abfällige Kritik an Graffiti, sondern viel mehr ein reflektierter Hinweis darauf, dass Graffiti aufgrund seiner eigenen Regeln und Konventionen irgendwann zum Stillstand verurteilt war.
Mir diese Tatsache allerdings auch persönlich einzugestehen hat mich dennoch einige Jahre gekostet. Jahre, in denen ich jedoch durch eine Menge Zufall unerwartet Menschen begegnet bin, denen es um mehr als nur Farbe auf einer Wand und vor allem um gesellschaftsrelevante Aussagen im öffentlichen Raum ging.
So war es am Ende auch konsequent, sich dafür zu entscheiden, die Sprühdose bei Seite zu legen, um nicht, wie viele es getan haben, nach Berlin zu flüchten, sondern genau hier, in der vermutlich konservativsten Stadt Deutschlands an einer Idee zu arbeiten, die seit 2013 nachweislich Geschichte schreibt.
Nicht mit dem Ziel, als kommerzielles Event gesponsert von der Tabak- und Spirituosen-Industrie oder als schlecht recherchierte Hausfrauen- Broschüre mit dem Prädikat „Street Art“ dieser Stadt ein weiteres Mal etwas anderes zu verkaufen, als man tatsächlich anbietet, sondern mit der Idee, Innovation und Inspiration wieder in den öffentlichen Raum zu bringen! Und das Ganze nicht nur für eine sehr kleine Graffiti Szene, sondern für Menschen, die nach mehr als dem täglichen Einheitsbrei suchen, der uns an allen Ecken in verschiedenen Farben und Geschmäckern angeboten wird.
Doch aller Anfang ist schwer und so wurden wir 2012 von der Abteilung Kunst im öffentlichen Raum des Kulturreferats München freundlich darauf hingewiesen „dass Street Art und damit die Werke von Shepard Fairey, Banksy, Mark Jenkins, Blu… keine Kunst seien, sie seien vielleicht Kultur, aber selbst das würde man bezweifeln. Vor allem stellt man sich aber die Frage, ob München so etwas überhaupt braucht.“
WOW! Das war eine ernüchternde Aussage, wo doch Street Art spätestens seit Banksys Santas Ghetto 2007 in Bethlehem weltweit als DIE neue Avantgarde der Kunstwelt verstanden wurde. Aber gut, meine Grundschullehrerin hat mir ja auch klar gemacht, dass ich als Migranten-Kind in dieser Stadt auch nicht für mehr als die Hauptschule „taugen“ würde.
Zusammen mit einer Hand von kunstbegeisterten Freunden beschlossen wir im Herbst 2012 den gemeinnützigen Kunstverein Positive-Propaganda e.V. ins Leben zu rufen, um zu zeigen, dass es uns nicht um Geld oder bunte Wändchen im öffentlichen Raum, sondern um den lang erhofften Fortschritt und die damit ersehnte Inspiration für diese Stadt geht.
Ein sehr idealistischer Ansatz, doch ohne relevantes Budget ein schweres Unterfangen.
Daher verbrachten wir Tage und Nächte damit, ideelle Unterstützer zu finden, was leider wenig Erfolg mit sich brachte, so dass ich die folgenden Monate Steine auf dem Bau schleppen durfte, um ein wenig Geld für die geplanten Projekte zu verdienen und Nachts an der Ausarbeitung dieser verrückten Idee zu arbeiten.
Im April 2013 war es dann soweit, das Lineup stand und das sogar auf internationalem Niveau, welches nach langen Verhandlungen dann jedoch gerade einmal mit einem kleinen Zuschuss des Kulturreferats in Höhe von 5.000,-€ ausgestattet wurde. Hätten wir vorab gewusst, dass uns alleine die Hebebühne für unser Projekt mit KRIPOE gut 5.500,-€ kosten würde, wir hätten es vermutlich gleich sein lassen. Denn hinzu kamen u.a. teure Flüge von Washington DC nach München für Mark Jenkins und seine Assistentin, mehrere Wochen Unterkunft und Verpflegung der insgesamt 3 Künstler + Assistenz, sowie tausende von Euro an Materialkosten.
Und dennoch gelang es uns, 2013 insgesamt 4 Projekte, die mittlerweile als wertvolle Street Art Kunstwerke in München Geschichte geschrieben haben, mit am Ende gerade einmal 10.000,-€ an städtischen Zuschüssen zu realisieren.
Diese Projekte haben der Stadt gezeigt, dass es vor allem Mut und Entschlossenheit braucht, um innovative Ideen voran zu bringen und nicht, wie sonst viele immer wieder bemängeln, in erster Linie Geld.
Nichts desto trotz ist es klar, dass man in der teuersten Stadt des Landes bei einem 60 Stunden Job, wie wir ihn in dieser Zeit erlebt haben, mehr als nur gute Worte braucht.
Weshalb Florian Roth, mit dem ich bereits seit 2006, damals noch bzgl. Graffiti, in Kontakt stand, zusammen mit seiner Fraktion bezugnehmend auf die von uns geschaffenen Referenzen im Jahr 2014 einen Antrag zur Förderung internationaler Street Art sowie lokaler Graffiti Projekte im Kulturausschuss eingereicht hat.
Nach dem grandiosen Start im Vorjahr juckten uns bereits wieder die Finger, weshalb wir bereits im Frühjahr 2014 ein weiteres Projekt, diesmal mit dem amerikanischen Künstler-Duo CYRCLE, für den kommenden Sommer geplant haben.
Das Kulturreferat erkannte allmählich die Relevanz sowie den Mehrwert unserer gemeinnützigen Projekte und unterstützte die reine Umsetzung/Ausführung des 500qm großen Kunstwerks mit einem Zuschuss von 10.000,-€, die in der finalen Abrechnung hingegen über 90.000,-€ (Netto) betrug und von denen unser Kunstverein die Differenz nur auf Basis von Spenden, ehrenamtlicher Arbeit und Geldwerten Leistungen stemmen konnte.
Die Tatsache, dass es für weitere Projekte auf internationalem Niveau mehr als nur „Spesengelder“ benötigt, erkannte der Stadtrat aufgrund der von uns geschilderten Fakten und beschloss daraufhin, für zukünftige Projekte einen Fördertopf in Höhe von 80.000,-€, der ab Januar 2015 der Allgemeinheit zur Verfügung stand.
Diese Summe wurde im Dezember 2015 auf 180.000,-€ (!) als reine Projektmittel zur Umsetzung erhöht.
Des weiteren war es den Grünen einen Anliegen, eine öffentliche Stelle zu schaffen, die sich – ähnlich wie zuvor Positive-Propaganda e.V. – für Street Art in München und zudem auch für die Interessen der lokalen Graffiti Szene bei der Vermittlung zwischen Verwaltung und den Akteuren einsetzt.
Diesbezüglich hatte ich im Sommer 2014 ein Treffen mit Dr. Roth, der mich aufgrund meiner Jahre langen Erfahrung und Kompetenzen in beiden Bereichen gerne für dieses öffentliche Amt vorgeschlagen hätte. Leider hätte dies auch zur Folge gehabt, dass ich meine Arbeit für unseren Kunstverein einstellen müsste, weshalb ich mich klar dagegen entschloss.
Am 20. September 2014 habe ich jedoch durch Zufall ein Treffen mit David CEMNOZ Kammerer, einem alten Bekannten, den ich noch aus meiner Graffiti Anfangszeit kannte. David lobte unsere seither umgesetzte Arbeit und war erfreut, dass in dieser Stadt endlich wieder etwas voran ging, nachdem „München seit Jahrzehnten im eigenen Saft geschmort hat“.
Eine wertschätzende und reflektierte Aussage von einem der einst zu den Begründern der Münchener Graffiti Bewegung gezählt und von hier aus viele Generationen geprägt hat.
Kammerer betonte gleich vorweg, dass er sich primär für den Münchener Graffiti „Nachwuchs“ einsetzen möchte und seinen lang ersehnten Traum, den alten Olympiabahnhof Oberwiesenfeld endlich für Graffiti freizugeben, verwirklichen möchte. Ich hingegen sollte mich nach seiner Aussage mit unserem Kunstverein weiterhin für Street Art einsetzen, da dieses Genre bei uns mit unseren Kontakten und Erfahrung am besten aufgehoben wäre.
Seine – wie es mir damals vorkam – sachliche Differenzierung zwischen Graffiti/Urban-Art und Street Art sowie vermutlich auch die Hoffnung, dass ein Münchener Urgestein Interesse am Fortschritt in dieser Stadt haben könnte, ließ mich fortan gegenüber dem Kulturreferat sowie den Stadträten in den höchsten Tönen über Kammerers Eignung für diese, wie wir wussten, „sensible“ Stelle sprechen.
Zur Eröffnung unserer zweiten Ausstellung im Artspace am 6. Februar 2015, für welche wir den Kultur-Bürgermeister Josef Schmid begeistern konnten, betonte Schmid in seiner Ansprache vor allem den innovativen Ansatz unserer Arbeit und begrüßte auch eine institutionelle Förderung unserer zukünftigen Arbeit. In diesem Zusammenhang stellte ich dem Bürgermeister auch gleich den zukünftigen Sachbearbeiter für Graffiti, David Kammerer, persönlich vor.
Am 1. April 2015 war es dann soweit, der neue Sachbearbeiter für Graffiti trat sein Amt an. Um 12:40 klingelte dann bereits mein Telefon und David meldete sich bei mir. Anders als sonst jedoch mit einem ungewohnt herablassenden Ton und der Ansage „Hier spricht dein neuer Ansprechpartner und Sachbearbeiter für Street Art. In Zukunft wird sich hier einiges ändern.“. Sichtlich erschrocken über diese harsche Ankündigung, teilte ich Kammerer mit, dass wir bereits seit Herbst 2014 mit der zuständigen Fachreferentin Patricia Müller an mehreren Projekten für das Jahr 2015 arbeiten würden und er sich daher doch erst einmal um sein Steckenpferd Graffiti kümmern sollte.
Die Konversation endete in einer unsachlichen Auseinandersetzung darüber, dass auf einmal alles Street Art sei und was ich mich überhaupt erdreisten würde, durch meine Differenzierung der Genres die „Szene“ zu spalten. Hier sollte man vielleicht erwähnen, dass es in München zwar eine aktive Graffiti Szene gibt, es sich bei der Street Art jedoch nicht um eine lokale Szene, sondern eine internationale Bewegung handelt, deren Akteure in der Regel alleine agieren und anders als das „ich bezogene“ Graffiti vor allem gesellschaftspolitische Ansätze verfolgen.
Diese Auseinandersetzung war zugleich der vorletzte Kontakt zwischen mir und Kammerer, nachdem ich ihm als meinen wie er selbst gesagt hat neuen städtischen Ansprechpartner darum gebeten habe, mir nach diesem Tonfall, zukünftige Anliegen doch bitte via Email mitzuteilen, da dies nicht der Ton und auch nicht die Art wäre, in der ich mich mit Leuten sachlich auseinandersetzen möchte.
Wenige Tage nach diesem Telefonat landete der neben Banksy wohl wichtigste Street Art Künstler der Welt – BLU – in München. Er kam gerade von einem längeren Aufenthalt in Südamerika zurück nach Europa, um in den folgenden Tagen zusammen mit mir das bislang vermutlich wichtigste Street Art Projekt in und für München zu realisieren.
Da es BLU genau so wie Banksy wichtig ist, anonym zu bleiben, haben wir uns dazu entschlossen, das Werk ohne große öffentliche Vorankündigung zu zweit umzusetzen.
Daher haben wir dieses Projekt auch bewusst auf eigene Kosten und ohne jegliche Fördermittel, Gagen oder Zuschüsse realisiert. Als ein weiteres Statement in dieser Stadt dafür, dass es für Qualität in erster Linie Passion, Leidenschaft und Ausdauer braucht.
Die Reaktion auf das Werk kam prompt. Während die Süddeutsche Zeitung in ihrem Feuilleton stolz über diese neu gewonnene Perle im Zentrum Münchens berichtete, hieß es von Kammerer, dass Sebastian Pohl das Werk selbst angefertigt hätte, da es nicht nach einer echten Malerei BLU’s aussehen würde. Zudem sei es total plump, plakativ und sehe aus wie Werbung, teilte er mir mit und verbreitete diese subjektive Einschätzung mit dem nicht korrekten Zusatz, BLU und ich hätten hierfür auch eine hohe Gage bezogen, in der Öffentlichkeit.
Diesbezüglich wurden wir seither mehrfach auf diese Unwahrheiten angesprochen, wobei ein kurzer Verweis auf BLU’s website in der Regel gereicht hätte, diese Gerüchte aus der Welt zu schaffen.
Aufgrund der vorausgegangenen und zukünftig geplanten Projekte, beschlossen die Stadtratsfraktionen von SPD und CSU am 26.05.2015 in einem gemeinsamen Antrag die institutionellen Förderung der Arbeit von Positive-Propaganda e.V., um in Zukunft auch angemessene Gehälter für die Mitarbeiter und Infrastruktur unseres Kunstvereins langfristig sicher zu stellen.
Wir dachten, von Seiten Kammerers sei Ruhe eingetreten und es gelang uns, nach 6 Jahren Vorarbeit und der tatkräftigen Unterstützung des Kultur-Bürgermeisters Josef Schmid sowie der finanziellen Bezuschussung des Kulturreferats einen weiteren Meilenstein Münchener Kunstgeschichte mit dem wohl bekanntesten US-amerikanischen Künstler der Gegenwart, Shepard Fairey, umzusetzen.
Für unsere Arbeit wurden 25.000,-€ für die reine Umsetzung des Projekts aus dem Street Art Topf bewilligt. Die realen Kosten lagen allerdings weit über diesem Betrag, weshalb Shepard Fairey, sein Team sowie ich und meine Kollegen auf jegliche Aufwandsentschädigung verzichtet haben und der Künstler uns sogar zwei Originalarbeiten von sich geschenkt hat, um damit zumindest einen Bruchteil der uns entstandenen monatlichen Fixkosten abdecken zu können.
Wichtige und vor allem öffentlich bekannte Fakten, die von Kammerer erneut wissentlich verdreht und dazu instrumentalisiert wurden, um ein paar befreundete Kollegen der lokalen Graffiti Szene gegen unsere Arbeit aufzustacheln.
So hagelte es seither unzählige unreflektierte Vorwürfe wie „für dieses Geld hätten wir 5 dieser Wände bemalen können, aber die Stadt stellt uns ja weder Wände noch Gelder zur Verfügung.“
Dass sowohl die zuvor beantragten Mittel sowie die in diesem Fall über 6 Jahre erarbeitete Fläche nicht ohne entsprechende Vorarbeit zustande kamen, war erneut eines dieser unwichtigen Details, die man vor lauter Neid und Missgunst schnell einmal übersehen kann.
Anstatt daher auch hier zu vermitteln, wie es eigentlich seine Aufgabe war, kündigte der eigentliche Vermittler in der Stadtverwaltung an, dass die (zuvor von ihm angestachelte Szene) die Arbeit von Shepard Fairey nicht dulde und deshalb vor habe, sie zu zerstören.
Doch stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, ob hier nicht vielmehr aus einem persönlichen Unmut heraus die lokale Szene gegen unsere Projekte instrumentalisiert werden sollte.
Nachdem allerdings auch diese Versuche, unserer Arbeit zu schaden, keinen Erfolg hatte, schilderte Kammerer der Presse sowie der Verwaltung seine Sicht der Dinge und erklärte die Genres Graffiti (Ursprung 1970), Street Art (Anfang ’00er) und Urban-Art ( Mitte ’00er) als Unterformen der Street Art und übersetzte es frei als Straßenkunst, was nachweislich falsch ist.
Scheinbar erbost über den weiterhin zunehmenden Erfolg, die unzähligen positiven Nennungen und Veröffentlichungen unserer Arbeit in der Presse sowie die bevorstehende institutionelle Förderung unserer vereinsinternen Arbeit hielt Kammerer bewusst nach Leuten außerhalb der Graffiti Szene Ausschau, die ebenfalls ein persönliches Problem mit der Arbeit unseres Kunstvereins hatten, um gemeinsam mit ihnen den Kampf gegen uns weiter zu führen.
Eine dieser Personen ist und war Martin Arz (53), ein Hobby-Maler sowie Autor und Verleger, der 2012 ohne Rücksprache mit den Akteuren der lokalen Graffiti Szene ein Buch mit dem Titel „Street Art München“ veröffentlicht hat und seither mit vielen der in seiner Broschüre veröffentlichten Akteure im Clinch steht.
Auch Arz, der nach eigenen Aussagen erst vor einigen Jahren Graffiti als Kunstform für sich entdeckt hat, präsentiert sich seit der Herausgabe seiner zweifelhaften mit dem Prädikat „Street Art“ München betitelten Publikation in der Öffentlichkeit als Street Art Experte und stellt öffentliche Behauptungen über eine Bewegung auf, von deren eigentlichen Akteuren er nachweislich keinen einzigen persönlich kennt. Statt dessen bezieht er sich auf ihm flüchtig bekannte lokale Graffiti Writer und Urban-Artists, von denen sich jedoch niemand selbst als Street Art Künstler bezeichnen würde.
Martin Arz versteht sich als Opfer unseres Kunstvereins, wie er dem Stadtrat im Juni 2015 mitteilte, und untermauert dies zudem auf Basis von Verleumdungen und Unwahrheiten über unseren Verein und meine Person, um in Zusammenarbeit mit dem Graffiti Beauftragten die institutionelle Förderung von Positive-Propaganda e.V. zu vereiteln. Der Brandbrief liegt unserem Kunstverein vor.
Ein Grund für den Hass von Martin Arz gegen unsere Arbeit ist beispielsweise, dass er im März 2015 mehrere Fotos der ausschließlich anonym auftretenden Graffiti Writer der JBCB Crew, auf denen die Personen deutlich zu erkennen waren, ohne die Einwilligung der Akteure auf seiner Facebook Seite präsentiert hat.
Daraufhin habe ich Arz stellvertretend für die Writer ermahnt, diese Bilder unverzüglich aus dem Netz zu nehmen, da er dazu keine Genehmigung hat und den Leuten damit außerdem nachhaltig schaden würde.Vielleicht waren die Worte in diesem Moment nicht all zu diplomatisch gewählt, jedoch sollte ein jeder, der sich mit diesen Genres ernsthaft auseinandersetzt, auch verstehen, dass dies ein No-Go ist.
Des weiteren führt Arz in seinem Brandbrief gegen uns weitere Unwahrheiten wie die Veruntreuung von Geldern, angeblich schlechte Erfahrungen von Künstlern wie BLU mit unserem Verein sowie etliche andere auf persönlichen Kränkungen basierenden Verleumdungen auf, die jedoch vom Kulturreferat sowie vom Oberbürgermeister der Stadt München klar widerlegt wurden.
Als zweiten Unterstützer seines Feldzugs gegen die internationalen Künstler und die institutionelle Förderung unseres Kunstvereins ist Kammerer an den Urban-Art Blogger Sven Biller als ehemaliges Gründungsmitglied unseres Kunstvereins getreten. Als neuer Sachbearbeiter für „Street Art“ teilte er Biller stellvertretend für die Stadt mit, dass Positive-Propaganda e.V. den lokalen Akteuren sowohl die Flächen als auch die Mittel wegnehmen würde und die „Szene“ bewusst spalten wolle anstatt zu vereinen.
Überrascht über diese Mitteilung und irritiert von den Sorgen des städtischen Mitarbeiters, der sich gemeinnützig für die angeblich benachteiligte lokale Graffiti Szene einsetzt, ließ sich Biller nach den Vorgaben Kammerers zu einem weiteren Brandbrief gegen Positive-Propaganda überreden.
Jedoch basiert der Inhalt dieses Briefs mehr auf privaten Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und mir als auf nachvollziehbaren Fakten, die einer Förderung unseres Kunstvereins widersprechen würden.
Beide Brandbriefe überraschten die Stadträte, zumal sie zwar voller unsachlicher Behauptungen und Anschuldigungen gegen mich als Privatperson waren, auf der anderen Seite aber immer wieder die Qualität unserer Arbeit in höchsten Tönen gelobt wurde.
Daher wurde ich um eine persönliche Stellungnahme zu den Anschuldigungen gebeten, die rasch folgte und sämtliche Anschuldigungen auf Basis von sachlichen Fakten eindeutig ausgeräumt hat.
Wie es einmal wieder der Zufall wollte, begegnete ich Sven Biller wenige Tage später auf der Straße, der völlig überrascht von meiner Verärgerung erschien. Er schilderte mir den Hintergrund seines Schreibens, ich gab ihm dazu sachliche Antworten und plötzlich viel ihm auf, dass er vielleicht auch mich persönlich hätte fragen können, ob diese Anschuldigungen denn überhaupt der Wahrheit entsprechen , anstatt blind den Aussagen einer ihm bis dahin eigentlich nur über einen Facebook Chat bekannten Person zu vertrauen.
Sven Biller ließ sich daraufhin auch nochmals von der ursprünglich zuständigen Fachreferentin persönlich rückversichern, dass die Aussagen unbegründet und falsch waren.
Vom arglistigen Verhalten des Sachbearbeiters schockiert leitete Biller die von David Cemnoz Kammerer nach Rücksprache mit Martin Arz initiierte Verschwörung gegen unseren Kunstverein sowie die Stadt München an den Stadtrat sowie an unseren Kunstverein weiter, um endlich öffentlich für Klärung zu sorgen.
(Der original Facebook Chat zwischen Sven Biller und David Kammerer liegt uns vor.)
Die Stadtverwaltung reagierte daraufhin auf den unter anderem mit Aussagen wie „das Kriegsbeil wird ausgegraben und München wird bluten“ gespickten Chat schockiert und entschied – wie es scheint auch aufgrund diverser andere Vorfälle – Kammerer nach Beendigung der Probezeit einvernehmlich zu entlassen.
In diesem Artikel geht es einzig und allein um die Richtigstellung der tatsächlichen Hintergründe, welche zuvor durch die Süddeutsche Zeitung falsch oder nicht sachliche dargestellten wurden. Sollte es allerdings stichfeste Beweise gegen die hier dargestellten Fakten geben, bin ich selbstverständlich für eine sachliche Diskussion und Richtigstellung offen.